Im Norden droht die Bildungskrise
Bildung ist der Schlüssel zu einer lebenswerten und zukunftsfähigen Gesellschaft!
Gerechte Bildungschancen sind die Grundlage für die Entwicklung unseres Stadtteils und somit für unsere gemeinsame Zukunft. Als Verein AKSUS e.V. setzen wir uns für eine Verbesserung der Bildungslandschaft ein. Gemeinsam möchten wir die aktuellen Herausforderungen verstehen, Perspektiven entwickeln und konkrete Ideen umsetzen – denn nur gemeinsam können wir erfolgreich sein: In Meiderich, Miteinander!
Schülerzahlen im Stadtbezirk Meiderich/Beeck
Die Entwicklung der Schülerzahlen zeigt einen deutlichen Anstieg, was große Herausforderungen für die Kapazitäten der Schulen im Stadtteil bedeutet.
Aktuelle Daten zur Grundschule wurden unlängst von Schulverwaltung veröffentlicht (DS16-0262/6).
- Geburtenentwicklung:
- 2012 (Einschulung 2018): 613 Geburten
- 2018 (Einschulung 2024): 861 Geburten (+40%)
Dieser signifikante Zuwachs führt zu einer proportionalen Erhöhung der Schülerzahlen:
- Schülerzahlen:
- 2019/2020: 684 Schülerinnen und Schüler (nur durch Containerlösungen möglich), Prognose: 720 Schülerinnen und Schüler
- 2023/2024: Erwartet werden 861 Schülerinnen und Schüler (+26%)
Problem: Fehlende Differenzierung der Daten
Die derzeit veröffentlichten Daten zur Schülerentwicklung sind nicht auf die einzelnen Schulen heruntergebrochen. Auch eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Stadtteilen fehlt. Dadurch ist eine genaue Bewertung der Belastungen an den einzelnen Schulen erschwert.
Die Kapazitäten der Schulen müssen dringend überprüft werden, um gezielte Maßnahmen wie den Ausbau von Räumlichkeiten oder die Zuweisung von Lehrkräften planen zu können.
Schulkapazitäten und Herausforderungen in Meiderich
Die Kapazitäten der Schulen müssen dringend überprüft werden, um gezielte Maßnahmen wie den Ausbau von Räumlichkeiten oder die Zuweisung von Lehrkräften planen zu können.
Unterschiedliche Situationen an den Schulen
Die Situation an den Schulen in Meiderich ist sehr unterschiedlich, wobei die weiterführenden Schulen in der aktuellen Betrachtung nicht berücksichtigt sind – was problematisch ist. Fachkundige Stellungnahmen der Schulleitungen weisen auf folgende Herausforderungen hin:
- Klassenzimmer und Fachräume:
Der Platzmangel in den Schulen ist bereits jetzt so gravierend, dass Zusatzräume wie Fach- und Differenzierungsräume aufgegeben werden müssen, um den Unterricht unterzubringen – selbst an Grundschulen. Die Verwaltung empfiehlt eine „flexible Schulraumnutzung“, um den Engpass zu mildern. - Klassengrößen:
Nach einem Antrag der Kooperation von Lehrern, Eltern und politischen Parteien im Schulausschuss wurde bestätigt, dass eine sinnvolle Klassengröße für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf bei 23 Kindern pro Klasse liegt. Diese Empfehlung der Schulverwaltung findet sich hier: Link zur Quelle (Seite 45f).In der Realität jedoch sind die Klassengrößen deutlich höher:- Grundschulen: Teilweise bis zu 29 Kinder pro Klasse, oft mit wiederholenden Schülern.
- Weiterführende Schulen: Bis zu 30 Kinder pro Klasse.
Schülertransporte
Seit einiger Zeit müssen Schülerinnen und Schüler aufgrund der ungleich verteilten Kapazitäten innerhalb der Stadt mit dem Bus an andere Schulen gebracht werden. Stand Januar 2019 wurden stadtweit 152 Kinder, davon 36 aus Meiderich/Beeck, per Bus verteilt. Die Kosten dafür beliefen sich im Jahr 2018 auf knapp 3 Millionen Euro.
Frühjahr 2019 wurden die Schultransporte im Schulausschuss detailliert aufgelistet, u.a.:
- Schülertransfers von Meiderich nach Homberg und Bruckhausen.
- Derzeit werden auch Grundschüler aus Marxloh nach Bruckhausen gebracht.
Situation an der Bergschule
Ein Beispiel für die akuten Kapazitätsprobleme ist die Bergschule. Zum Schulstart wurden hier zwei Containerklassen aufgestellt, die gerade noch rechtzeitig einen Tag nach der Einschulung fertiggestellt wurden. Allerdings herrscht aufgrund der beengten Verhältnisse nur Platz für Tischreihen, und eine flexible Raumnutzung ist in diesen Klassen nicht möglich.
Der Bericht der Verwaltung zur Grundschulsituation zeigt, dass die Kapazitäten an den Grundschulen in Meiderich/Beeck rein rechnerisch noch nicht ausgeschöpft sind.
Verwaltungsbericht zur Grundschulsituation (DS16-0262/6)
- Verwaltungssicht:
- „Das Ergebnis zeigt, dass im Grundschulbereich, rein rechnerisch, die Kapazitäten im schul-räumlichen Sinne aktuell noch nicht ausgelastet sind.“
- Erkannte Schwierigkeiten:
- „Es besteht zwar, bei Berücksichtigung der potentiellen Obergrenze, noch etwas ‚Luft‘, jedoch laufen dann alle Schulen ‚unter Volllast‘, d.h. die Schulen nehmen gemäß dem o.g. Gesetz die zulässige Höchstzahl an Kindern auf. (In) Walsum und Meiderich/Beeck (…) werden die rechnerischen Kapazitäts(unter)grenzen nur knapp nicht erreicht.“
- Handlungsempfehlung der Verwaltung:
- „(…) Reaktivierung der ehemaligen Grundschule GGS Dislichstraße als Dependance der GGS Bergschule. (…) Zudem muss versucht werden, die Attraktivität von aktuell nicht nachgefragten Schulen zu steigern.“
Anmerkung:
Es ist zu beachten, dass bei der Berechnung der Kapazitäten im Stadtbezirk die Dependance der GGS Bergschule bereits berücksichtigt wurde. Wo bleibt also die Verbesserung?
Neuausrichtung der Inklusion
Bevor wir den aktuellen Stand der Entwicklung betrachten, ist es wichtig, den grundlegenden Gedanken der Inklusion noch einmal zu verdeutlichen:
- Recht auf gesellschaftliche Teilhabe: Alle Menschen haben das Anrecht auf gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe.
- In der Schule bedeutet dies die Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention: Eine Schule für alle.
Herausforderungen der Inklusion
Nach langer Vorbereitungszeit wurde das Konzept der Inklusion eingeführt – jedoch oft unkoordiniert und wenig durchdacht in einem bereits mehrfach gegliederten Schulsystem. Seit 2011 wurde der gemeinsame Unterricht (GU) weiterentwickelt, der in Duisburg bereits seit längerem existiert. Besonders im Grundschulbereich gibt es positive Erfahrungen.
Förderung von Kindern mit besonderem Förderbedarf
Die Förderung erfolgt auf zwei Ebenen:
- Förderschulen (FS): 348 Schülerinnen und Schüler werden hier betreut.
- Regelschulen: Hier gibt es eine Unterscheidung zwischen Grundschulen (GS) und Sekundarstufe I (Sek I).
An einigen Schulen – z.B. HCA, Zoppenbrück und GGS Bruckhausen – werden Sonderpädagogen zugewiesen, wobei es Unterschiede in der Anzahl und Qualität der Unterstützung gibt. In der Sekundarstufe I gibt es Schwerpunktschulen wie die GSM mit 90 Schülerinnen und Schülern sowie die Theodor-König-Schule, die mit 16 Schülerinnen und Schülern in der Jahrgangsstufe 5 gestartet ist.
Schwerpunktschulen
Schwerpunktschulen sind Schulen mit einem klaren Konzept, die (ausreichend) Sonderpädagogen, systematische Fortbildungen für die Lehrkräfte und räumliche Voraussetzungen bieten.
Ziel: Durch die Bündelung dieser Ressourcen sollen die Klassengrößen verkleinert und zusätzliches Lehrpersonal bereitgestellt werden. Das Modell sieht vor: 25 Schüler – 3 Sonderpädagogen – 1,5 Lehrer, allerdings steht dies unter Vorbehalt des Schulträgers.
Problem: Fehlende Bedarfsorientierung
Das eigentliche Problem liegt in der fehlenden Berücksichtigung des individuellen Bedarfs an einzelnen Schulen. Stattdessen werden Gesamtzahlen betrachtet. Die Folge ist, dass die Klassen im gemeinsamen Lernen trotz der Bündelung der Ressourcen oft noch immer Größen von 26 bis 29 Schülern haben, darunter 5 bis 6 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf (FöSuS).
Drei zentrale Forderungen
- Mehr Sonderpädagogen: Die Universitäten müssen ihre Kapazitäten ausbauen, um mehr qualifizierte Sonderpädagogen auszubilden. Mit dieser Maßnahme hätte man bereits viel früher beginnen müssen.
- Kleinere Klassengrößen: Notwendig sind kleinere Klassen, um den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.
- Räume zur Differenzierung: Schulen benötigen zusätzliche Räume, um differenzierten Unterricht zu ermöglichen.
Der Lehrermangel und die Auswirkungen
Ein gravierendes Problem, das sich auf die Bildungslandschaft auswirkt, ist der Lehrermangel. Viele Schulen haben offene Stellen, die nicht besetzt werden können:
- Leere statt Lehrerstellen:
Im August 2019 waren stadtweit 66 % der ausgeschriebenen Lehrerstellen unbesetzt. Dies führte zu einem Unterrichtsausfall von mehr als 8.200 Stunden pro Woche.
Besonders problematisch ist die Situation an Grundschulen, Gesamtschulen und Förderschulen.
Notwendige Maßnahmen des Landes
- Sozialindiziertes Zuweisungsverfahren: Lehrkräfte sollten vorrangig dorthin zugewiesen werden, wo der Bedarf am größten ist, bis ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stehen.
- Sozialindizierter Gehaltszuschlag: Ein monatlicher Zuschlag in Höhe von 500 Euro soll Lehrkräfte in benachteiligten Regionen motivieren.
- Anhebung der Besoldung: Alle Lehrkräfte sollten nach A13 besoldet werden, um den Beruf attraktiver zu machen.
- Nachqualifizierung von Seiteneinsteigern: Insbesondere in Grundschulen sollten Seiteneinsteiger schnell nachqualifiziert werden, um als Grundschullehrkräfte tätig zu werden. Die Zugangsmöglichkeiten zu weiteren Fächern wie Deutsch, Mathematik und Religion sollten erweitert werden.
- Zügige Umsetzung des Sechs-Punkte-Plans des MSB: Dieser sieht u.a. die Erleichterung des Erwerbs weiterer Lehramtsbefähigungen und die Schaffung von Verbeamtungsperspektiven vor.
Ausblick: Perspektiven für den Bildungsstandort Meiderich
- Stadtweites Bündnis: „Gute Schulen – neu bauen“
Ziel dieses Bündnisses ist es, die Schulen in Duisburg zu modernisieren und den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Dabei soll nicht nur in neue Gebäude investiert, sondern auch die Attraktivität der Schulen erhöht werden. - Angepasste Klassengrößen: „Ungleiches ungleich behandeln“
Es ist notwendig, bei der Verteilung von Ressourcen den sozialen Kontext der Stadtteile zu berücksichtigen. Schulen in sozial benachteiligten Gebieten brauchen kleinere Klassen, um auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können. Dies gilt sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte und Eltern. Maßnahmen wie:- Ein gemeinsamer Antrag im Schulausschuss zur Begrenzung der Schülerzahlen,
- Die Prognose der Schülerzahlentwicklung, die in der kommenden Woche im Schulausschuss diskutiert wird, sind wichtige Schritte in diese Richtung.
- „Beschulung“ und Betreuung der Kinder im Stadtteil
Es wird angestrebt, Kinder nach Möglichkeit in ihrem eigenen Stadtteil zu beschulen und zu betreuen. Die Überlegungen zum Schulbezirk müssen so gestaltet werden, dass die Wege kurz bleiben und die lokalen Ressourcen optimal genutzt werden. - Adressat Land: Lehrerzuweisung, Besoldung und Verbeamtung
Ein Großteil der Herausforderungen – insbesondere der Lehrermangel – liegt in der Zuständigkeit des Landes. Notwendige Maßnahmen beinhalten:- Bessere Zuweisungsverfahren für Lehrkräfte,
- Eine höhere Besoldung, insbesondere durch die Anhebung auf A13 für alle Lehrkräfte,
- Die Schaffung klarer Verbeamtungsperspektiven, um den Beruf attraktiver zu machen.
- Stadtteilaktionen zur Attraktivitätssteigerung
Parallel zu den Maßnahmen auf Landesebene müssen im Stadtteil gezielte Aktionen erfolgen, um die Attraktivität des Stadtteils zu erhalten und weiter zu steigern. Dies schließt sowohl Investitionen in die Infrastruktur als auch Maßnahmen zur Verbesserung des sozialen Klimas und der schulischen Bedingungen ein.